Blog-Artikel - 30.03.2022

Case Study | One-Step Verfahren

Einsatz einer individuellen Resektionsschablone mit anschließender CAD Kranioplastik

Headerbild

In Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Dr. Spetzger, Direktor der Klinik sowie Herrn Dr. Winkler, Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe, realisiert evonos die Entfernung eines durch den Schädelknochen gewachsenen Hirntumors bei gleichzeitiger Rekonstruktion mittels Schädeldachplastik - ein komplexer Vorgang in nur einer Operation.

Gemeinsam stellen wir uns der Aufgabe, für den Patienten sowohl medizinisch als auch kosmetisch das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Als Spezialist im Bereich der Entwicklung und Herstellung von modernen Individualimplantaten ist es uns damit gelungen, Patient und Chirurg gleichermaßen zufriedenzustellen.

Die Ausgangslage

Der Patient stellte sich mit leichtgradiger Hemisymptomatik vor. In der bildgebenden Abklärung war ein großer, rechts lateral gelegener Gehirntumor zu sehen, der vom Kontrastverhalten in der bildgebenden Diagnostik am ehesten einem Meningeom entsprach.

Im MRT zeigte sich ein ausgehntes perikokales Ödem und eine riesige, flächige durale Kontrastmittelaufnahme (dural tail Zeichen). Diese war weit über die Tumorgrenze hinaus bis nach frontopolar und frontobasal sowie temporobasal im Bereich des Keilbeinflügels sichtbar. Zudem bildete sich als Zeichen des transossären Tumrwachstums eine knöcherne Infiltration ab.

Im CT wurde deutlich, dass der Tumor in die Kalotte eingewachsen war und mit einer massiven Hypervaskularisierung sowie partiellen knöchernen Destruktion einherging. Aufgrund des intraossären Wachstums war die Resektion des Schädelknochens notwendig und die Indikation zu einer aufwendigen Schädeldachrekonstruktion gegeben.

CT Tumor

Als verlässlicher Kooperationspartner erhielten wir die Anfrage von der Neurochirurgischen Klinik des Städtischen Klinikums in Karlsruhe, uns diesem Fall anzunehmen und eine Resektionsschablone sowie das entsprechende Individualimplantat zu liefern.

Die Anforderung bestand darin, den Eingriff als sogenanntes 'One-Step Verfahren‘ zu behandeln – eine Operation, bei der der Tumor entfernt und in der gleichen OP-Sitzung die Schädeldachplastik durchgeführt wird.

Personalisierte Beratung zur Vorbereitung für die One-Step-Procedure

Voraussetzung für die Durchführung des 'One-Step Verfahrens‘ ist die personalisierte Beratung zwischen den Chirurgen und uns. In nur einer Operation werden die chirurgische Entfernung der Läsion (individuell geplante osteoklastische Kraniotomie und Tumorresektion) und die passgenaue Rekonstruktion der Schädelkalotte (Einsetzen des angefertigten Individualimplantats) durchgeführt.

Dabei wird unserem Projektteam vor dem Eingriff die vom Operateur anhand der jeweiligen radiologischen Bilddaten geplante Schädeleröffnung unter anderem in einem 3D Modus präsentiert. Im Anschluss an das Beratungsgespräch fertigen wir eine präzise Resektionsschablone sowie ein perfekt passendes Implantat – hierdurch können zwei Schritte in einer einzigen Operation erfolgen.

Neben dem äußerst relevanten Zeit- und Kostenfaktor bringt dieses Verfahren den alles entscheidenden Vorteil mit sich – es muss nur noch eine einzige Operation durchgeführt werden. Dies stellt für den Patienten eine enorme Verbesserung dar. Durch die Vermeidung der beim herkömmlichen OP-Verfahren für die Rekonstruktion erforderlichen Folgeoperation, reduziert sich das gesamte perioperative Risiko. Dies gilt insbesondere für die im Rahmen eines Zweiteingriffes bestehende Infektionsgefahr.

Diese Technik ermöglicht uns, unserem Anspruch, mit evonos Produkten mehr Arbeitskomfort im OP-Saal zu schaffen, das operative Risiko zu minimieren und gleichzeitig die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen, noch stärker gerecht zu werden.

Wie entsteht die Resektionsschablone?

Die Resektionsschablone, wie auch das später eingesetzte Implantat, wird individuell geplant und jeweils für den speziellen Fall hergestellt.

Anhand der übermittelten DICOM-Daten präsentiert uns der Operateur seinen Vorschlag für die entsprechenden Resektionsränder, den wir daraufhin einarbeiten und zur Abstimmung zurücksenden. Zusammen mit dem Operationsteam begutachtet der Operateur diesen und ermittelt, ob noch individuelle Anpassungen nötig sind.

Nach entsprechender Modifikation wird das Implantat durch den Kunden final bestätigt - erst dann wird es hergestellt. Wenn gewünscht, kann die geplante Kraniotomie in DICOM-Daten rücktransformiert werden und ein Schädelmodell mit der geplanten Kraniotomie mittels 3D Druck erstellt werden.

Dies kann sowohl die Operationsplanung als auch die intraoperative Navigation erleichtern.

Operationsplanung

Für die Resektionsrandbestimmung werden relevante anatomische Details berücksichtigt, wie beispielsweise die Aussparung des Sinus frontalis oder der Sicherheitsabstand zum Tumorgewebe.

Anhand dieser Planung entsteht dann die individuelle Kraniotomie und somit auch die Resektionsschablone respektive das Schädeldachimplantat.

Die fertige Schablone verfügt über einen kleinen Griff, wodurch die Handhabung und Positionierung intuitiv erleichtert wird.

Resektionsschablone

Zeitgleich zur Erstellung der Resektionsschablone wird das Individualimplantat von unserer Entwicklung konstruiert. Es folgt die Freigabe, Fertigung und termingerechte Lieferung in Form eines gebrauchsfertigen und sterilen Implantates inklusive Resektionsschablone.

Wahlweise kann auch ein unsteriles Implantat angefordert werden. Im Fall unseres Tumorpatienten entschieden sich Herr Prof. Dr. Spetzger und Herr Dr. Winkler für die sterile Variante.

evoShape Modell

Die Entfernung des Tumors

Der Tag der Operation: Sobald alle Vorbereitungen getroffen wurden, beginnt der Eingriff.

Der Zugang zum Tumor wird über einen großen, bogenförmigen frontotemporalen Hautschnitt gelegt. Nach der entsprechenden Präparation von Galea, Periost, Hautlappen sowie Musculus temporalis kann die laterale Schädelbasis dargestellt werden.
Bei dem bereits beschriebenen 'One-Step Verfahren‘ wird die Schädeldecke nun entsprechend der präzisen evonos Resektionsschablone geöffnet.

Der weitere Ablauf stellt sich folgendermaßen dar: Die Schablone wird auf die Kalotte aufgelegt und der Verlauf der Kraniotomie frontolateral, frontobasal und temporobasal eingezeichnet. Die Stirnhöhle wurde bereits bei der Planung ausgespart. Über die Navigation ist es möglich, die ursprünglichen DICOM-Daten mit dem nun eingezeichneten Verlauf zu kontrollieren.

evoShape

Nach Anlage von drei osteoklastischen Bohrlöchern, beispielsweise mit unserem Perforator evoDrill, wird die osteoklastischen Kraniotomie entlang der eingezeichneten Kraniotomiegrenzen durchgeführt. Unter Vergrößerung des Mikroskops wird die Dura an den Tumorgrenzen eröffnet, wobei bipolare Koagulation zur Blutstillung zum Einsatz kommen.

Osteoklastische Kraniotomie

Nachdem der Tumor devaskularisiert ist, wird er schrittweise mittels Tumorfasszangen und bipolarer Koagulation verkleinert. Daraufhin kann der Tumor komplett entfernt werden und die tumorinfiltrierte Dura wird entlang der geschaffenen Kraniotomie nahezu vollständig reseziert.

Die CAD Kranioplastik – das Individualimplantat evoShape kommt zum Einsatz

Nachdem der erste Teil der Operation erfolgreich abgeschlossen ist, wird das autologe Galea-Periost-Material entnommen und zur autologen Duraplastik an- bzw. eingepasst.

Es folgt das schnelle und einfache Einsetzen des bereits steril gelieferten evoShape Individualimplantates, das bei diesem Eingriff mit insgesamt sechs evoFix Plättchen schonend fixiert wird.

Anwendung evoShape

Wie erwartet, ermöglicht das passgenaue evoShape Implantat eine sehr gute Rekonstruktion der Kalotte.

Die restlichen Durahochnähte werden mit Hilfe der im evoShape enthaltenen Durahochnahtperforationen befestigt und der Musculus temporalis an dem evoShape Individualimplantat fixiert.

Anwendung evoShape

Bessere Ergebnisse, mehr Lebensqualität

Wir arbeiten verantwortungsbewusst und unermüdlich an jedem Detail, das den Komfort für Anwender wie auch für Patienten steigert. Gerade im Bereich der Individualimplantate empfinden wir komplizierte Fälle als besondere Herausforderung mit dem Ziel, Sie auch bei komplexen Eingriffen bestmöglich zu unterstützen und optimale Ergebnisse zu erzielen. 

Zudem stellen wir sicher, dass Sie Ihr gewünschtes Implantat im benötigten Zeitrahmen erhalten. Vor allem in Bezug auf das 'One-Step Verfahren‘ können wir durch unser Know-how und das sorgfältige Beratungsgespräch die entsprechende Resektionsschablone sowie das finale Individualimplantat passgenau fertigen, schnell bereitstellen und somit gegenüber unseren Mitbewerbern am Markt überzeugen.

Jeder Patient und jeder Fall ist anders – unser Ziel ist jedoch immer das Gleiche: Zukunftsorientierte Produkte für mehr Arbeitskomfort und bessere Patientenergebnisse.

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